Am 8. Juli 2011 hat der Bundesrat der Einführung einer farblichen Effizienzskala für Neuwagen (unterteilt in grün, gelb, rot und in 7 Energie-Effizienzstufen von „A“ bis „G“) zugestimmt. Allerdings nur mit Auflagen und das zu Recht. Die Eckdaten zur Einteilung von Neuwagen nach Effizienzstufen hat die am 3. Mai 2011 gegründete Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) vorgelegt – eine aus Autoindustrie, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammengesetzte Gruppe. Trotz massiver Kritik an der Effizienzskala von Umweltverbänden, sie lasse große und schwere Neuwagen viel zu gut abschneiden, werden Neuwagen in Deutschland ab Herbst 2011 mit Öko-Label nach Modell des Bundeswirtschaftsministeriums verkauft. Geführt wird die Verordnung unter dem Namen „Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung“ Pkw-EnVKV und gibt Auskunft darüber, wie effizient ein Neuwagen im Verhältnis zu seiner Masse und zum gesamten Automarkt aller in 2008 zugelassenen Neuwagen ist.
Grundsätzlich ist das Neuwagen Öko-Label zu begrüßen, denn es soll die Autokäufer besser, weil einheitlich und auf einen Blick erkennbar, darüber informieren, wie effizient / umweltverträglich das neue Auto ist. Wie das? Nach Vorbild der farblichen Energieeffizienzstufen von Elektro- und Haushaltsgeräten ist auch die Farbskala für Neuwagen in Effizienzstufen eingeteilt. Das „A“ kennzeichnet Neuwagen, die sehr gute Verbrauchs- und CO2-Werte haben. Das Öko-Label reicht bis „G“, was für einen hohen Verbrauch und schlechte CO2-Werte von Neuwagen steht. Denkt man im ersten Moment und so sollte es auch sein.
Aber es gibt Kritik am Neuwagen Öko-Label, seit es vor knapp einem Jahr von der Bundesregierung vorgestellt wurde. Der Grund für die Kritik an der Effizienzskala ist schnell gefunden: Große und schwere Autos wie SUVs und Geländewagen schneiden im Vergleich zu Kleinst- und Kleinwagen viel zu gut ab. Und das obwohl sie einen höheren Verbrauch und damit schlechtere CO2-Werte haben. Denn die Energieeffizienz der Neuwagen wird zusätzlich zur CO2-Emission auf Basis des Gewichts der Neuzulassung von 2008 berechnet. Die Folge: Das SUV Audi Q7 mit 195 g/km CO2-Emission würde auf dem Öko-Label ein grünes „B“ bekommen, ein Kleinstwagen wie der Toyota Aygo mit 106 g/km CO2-Emission würde auf der Effizienzskala für Neuwagen mit einem gelben „D“ abscheiden.
Doch auch die SUVs werden effizienter gebaut. Allen voran das neue VW SUV Tiguan. Verkaufsstart für die neue Version des beliebtesten SUVs in Deutschland war im Juni 2011. Den Vorwurf Spritfresser muss der neue Tiguan 2.0 TDI BlueMotion mit 5,3 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer, was einem kombinierten CO2-Wert von 139 g/km entspricht, auch nicht mehr auf sich sitzen lassen. Selbst die Allradversion mit 103 kW (140 PS) bringt es auf einen kombinierten Verbrauch von 5,8 l/100 km. Nicht wesentlich schlechter schneidet das neue Audi SUV Q3 ab. Das Kompakt-SUV ist erst seit kurzem auf dem Markt und macht dem Tiguan ordentlich Konkurrenz, auch was den Verbrauch und CO2-Wert betrifft. Den besten Wert auf der Neuwagen Öko-Skala wird der Audi Q3 2.0 TDI mit 103 kW (140 PS) und 5,2 l/100 km Verbrauch bzw. 138 g/km CO2-Emission erreichen. Rekuperationssystem (System zur Rückgewinnung von Bremsenergie) und Start-Stopp-System sind serienmäßig an Bord und sorgen für die positiven Verbrauchswerte.
Das jüngste Audi SUV Q3 oder das VW SUV Tiguan folgen dem Wunsch der Autokäufer nach einem kleineren und damit sparsameren Kompakt-SUV. Insbesondere durch Leichtbauweise und Motoren-Downsizing werden SUVs effizienter. Am Beispiel Ford Focus zeigt sich, dass Konkurrenten aus der Kompaktklasse trotz sparsamer EcoBoost Benzinmotoren, serienmäßiger Spritspartechnologie wie Start-Stopp-Automatik, Bremsenergierückgewinnung und Schaltempfehlungen (noch) nicht mitkommen. Der Ford Focus mit 1,6-l-EcoBoost-Benzinmotor, 110 kW (150 PS) Leistung und 6-Gang-Schaltgetriebe zum Beispiel hat einen kombinierten Verbrauch von 6,0 l/100 km und kommt auf einen CO2-Wert von 139 g/km.
Weil „die bei der Berechnung der Effizienzklasse zu berücksichtigende Masse der Fahrzeuge zu verzerrten Darstellungen und damit Verwirrung der Verbraucher führen kann“, hat der der Bundesrat dem Öko-Label für Neuwagen nur mit Vorbehalt für die nächsten drei Jahre und in Zusammenhang mit Auflagen zugestimmt. So sollen in Zukunft auch Kriterien wie der Nutzwert des Autos (hier ist zum Beispiel die Anzahl der Sitzplätze gemeint) berücksichtigt werden. Für den Bundesrat ist klar: „Dass zum Beispiel schwere Geländewagen unter Umständen einer besseren CO2-Effizienzklasse zuzuweisen sind als Kleinwagen, könne dauerhaft nicht zur Akzeptanz der Verbrauchskennzeichnung beitragen“.