Der Energiekonzern E.ON hat wieder einen neuen Werbespot produziert, um sich medienwirksam ein grüneres Image zu verpassen. War es zuletzt ein noch in der Planungsphase befindliches Gezeitenkraftwerk, das im Mittelpunkt stand, bewirbt E.ON nun ein tatsächlich realisiertes Projekt.
In der Nähe von Schwandorf (Oberpfalz, Bayern) nahm E.ON im Februar 2008 eine Bioerdgas-Anlage in Betrieb, die seitdem rund 1.000 Kubikmeter Bioerdgas pro Stunde in das Erdgas-Leitungsnetz der Stadt einspeist. Somit kann der Wärmebedarf von ca. 5.000 Haushalten gedeckt werden. Die dafür benötigte Biomasse liefern rund 100 Landwirte aus dem Landkreis Schwandorf. Durch die lokale Produktion des Energieträgers wird sichergestellt, dass lange Transportwege vermieden und die damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen gering gehalten werden.
Hier der E.ON Werbespot, das die Grundzüge der Technik illustriert:
E.ON beabsichtigt, in Zukunft weitere Anlagen dieser Machart zu bauen. An sich ist es eine lobenswerte Sache, auf erneuerbare Energieträger in einem System mit dezentralisierter Stromerzeugung zu setzen. Doch bei allem Lob für dieses Konzept ist die Schattenseite der neuen E.ON Kampagne all jenes, was im Werbespot nicht erwähnt wird.
Die elektrische Leistung der Bioerdgas Anlage in Schwandorf mit rund 10 Megawatt gehört zu den nicht erwähnten Fakten. Verglichen mit dem kürzlich beschlossenen Bau eines Gaskraftwerks im Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) mit einer Kapazität von 1.200 Megawatt ist dies verschwindend gering. Dort wird jedoch nicht auf Bioerdgas gesetzt, sondern auf russisches (fossiles) Erdgas, das über die Gazprom-Ostsee-Pipeline gen Westen strömt. Über solche Nachrichten freut man sich zwar auf Aktionärsversammlungen, aber für die Imagepflege greift man in den Massenmedien dann doch lieber auf wesentlich kleinere Vorzeigeprojekte.
In Summe bleibt bei ganzheitlicher Betrachtung der Investitionsprojekte von E.ON wie schon bei der Gezeitenkraftwerk-Kampagne ein fader Beigeschmack. Für jeden Euro, den E.ON in erneuerbare Energien steckt, werden 10 weitere Euro in andere Projekte wie den Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke gesteckt. Medienwirksam werden kleine saubere Projekte ausgelobt, wohingegen hintenrum die schmutzigen Großprojekte und damit die eigentlichen Gewinnbringer abseits des öffentlichen Interesses durchgeführt werden.