Vom 07. – 09. Juli findet im japanischen Toyako, Hokkaido, der G8-Gipfel statt, bei dem sich die führenden Köpfe der größten achten Industrienationen unter anderem über die Zukunft der globalen Energieversorgung beraten werden. Einen Monat vor Beginn des G8-Gipfels bringen sich Politik, Wirtschaft und Verbände in Position, um die öffentliche Meinung in ihrem Interesse zu verändern und daraus resultierend politischen Druck aufzubauen.
Den Anfang machte nun die Internationale Energieagentur (IEA), die in einer Studie aufzeigte, dass nicht weniger als eine Revolution der Energietechnik nötig sei, um effektiv den Kampf gegen den Klimawandel aufzunehmen. Zum Erreichen der Klimaschutz-Ziele, wie sie vor allem beim letzten G8-Gipfel in Heiligendamm vorgestellt wurden, müssten bis zum Jahr 2050 nicht weniger als 30 Billionen Euro in die Modernisierung und Erneuerung der Energieversorgung investiert werden. Statt der derzeit formulierten Reduktion der Produktion von Treibhausgasen würden sich angesichts eines ungebremsten Wirtschaftswachstums in Schwellen- und Entwicklungsländern sonst die Emissionen mehr als verdoppeln.
Die Investitionen im zweistelligen Billionenbereich muten zwar zunächst wie eine gigantische und unfassbare Summe an, könnten aber durch den vergleichsweise geringen Anteil von 1,1 Prozent des Welt-Bruttosozialprodukts über den Zeitraum von über vier Jahrzehnten relativ leicht gestemmt werden.
Erneuerbare Energien und Kernkaft zur Revolution der Energieversorgung
Ein wichtiges Element der Strategie der IEA wäre der massive Ausbau der Energieproduktion mittels Kernkraftwerken, die dann ein Viertel des Energiebedarfs decken sollen. Die Zahl von derzeit rund 450 in Betrieb stehenden Kernreaktoren müsste sich bis zur Mitte des Jahrhunderts vervierfachen. In Zeiten, in denen man weltweit über eine Renaissance der Kerntechnik spricht, werden solche Visionen sicherlich in Kreisen der Politik mit offenen Armen empfangen. Über Krsko spricht dann in wenigen Wochen bestimmt niemand mehr.
Zum umfassenden Umbau der globalen Energieversorgung sollen aber auch erneuerbare Energien einen großen Beitrag leisten. Die Kraft von Sonne, Wind und Wasser müsste nach Ansicht der Internationalen Energieagentur bis 2050 zur CO2-freien Deckung von rund der Hälfte des globalen Energiebedarfs genutzt werden. Die Energieproduktion aus der Sonnenenergie müsse um den Faktor 200 steigen, beim Wind wurde der Faktor 50 genannt.
Es ist klar, dass sich die Internationale Energieagentur hauptsächlich für den Ausbau der Kapazitäten bei der Energieproduktion stark macht, dann dies entspricht schließlich den Interessen deren Mitglieder. Ob alle Elemente der vorgelegten visionären Strategien (wie z.B. die Pläne zum Ausbau der Kernenergie) auf dem richtigen Weg liegen, kann durchaus bezweifelt werden. Dass ein grundsätzliches Umdenken beim Umgang mit Energie nötig ist im Kampf gegen den Klimawandel, sollte aber unbestritten sein. Zum Klimaschutz zählt nicht nur ein Umdenken beim Verbrauch von Energie, sondern diese muss vor allen Dingen sauber produziert werden.