Der arktische Eisschild ist einer der zentralen Faktoren im Klimasystem auf der Nordhalbkugel, insbesondere oberhalb des Polarkreises. Anno 1979 begann man, die Ausdehnung des arktischen Eisschildes per Satellit zu messen. Zahlen des National Snow and Ice Data Center in Colorado (USA) sprechen ein deutliches Bild. Zwar gibt es jährliche Schwankungen in den Messungen bedingt durch wärmere oder kältere Einzeljahre, aber der langfristige Trend geht deutlich nach unten.
Quelle: National Snow and Ice Data Center, Boulder, Colorado
Doch in diesem Jahr ist die Entwicklung besonders dramatisch. Vergleicht man die heutige Ausdehnung mit dem Mittelwert aus den Jahren 1979-2000, so stellt man eine Reduzierung des arktischen Meereises um fast 40% fest. Neben dieser quantitativen Größe konnte in diesem Jahr auch eine qualitative Komponente festgestellt werden: Die Nordwest-Passage, durch die man den amerikanischen Kontinent im Norden umfahren kann, war zum allerersten Mal komplett eisfrei. Darüber freuen können sich wohl nur die Betreiber von Containerschiff-Flotten.
Durch das Abschmelzen des Eisschildes kommt es zu einer positiven Rückkopplung der globalen Erwärmung, da durch die geringere Reflektion des Sonnenlichts mehr Wärmeenergie in der Erdatmosphäre verbleibt. Da Maßnahmen des Menschen nur frühestens mittelfristig Einfluss auf diese Entwicklung haben können, bleibt auf einen besonders kalten Winter und einen ebenso kalten Sommer im nächsten Jahr zu hoffen, damit der Eisschild eine Chance auf Regeneration hat.