In Zeiten des Klimawandels ist die Tourismusindustrie als ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasen immer wieder in der Kritik. Denn um Urlaub in jedweder Form jenseits von Balkonien durchführen zu wollen bedarf es zunächst einmal der Nutzung eines mehr oder minder umweltfreundlichen Transportmittels. Ob mit dem Auto nach Südeuropa oder mit dem Flugzeug nach Fernost… vor (und nach) dem Urlaub wird eine große Abgaswolke erzeugt.
Der Anteil der Tourismusbranche an den weltweiten Emissionen an Treibhausgasen wie CO2 wird auf immerhin etwa 5 Prozent geschätzt. Das gemeinhin als Tourismus-Weltmeister Deutschland steht unter diesen Bedingungen auf einmal gar nicht mehr als Vorreiter beim Umwelt- und Klimaschutz da.
Um dennoch den potenziellen Kunden das schlechte ökologische Gewissen zu vertreiben, setzt die Tourismus-Branche zunehmend auf zahlreiche Öko-Programme. PR-wirksame Beispiele lassen sich genügend nennen:
- Verkauf von Treibhausgas-Zertifikaten (weniger gutmütig auch als CO2-Ablasshandel bezeichnet)
- Zunehmende Nutzung und Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energien bei den Anbietern
- Programme zur Wiederaufforstung von Wäldern
- Modernisierung von Transportmittel-Flotten
- Verstärktes Anbieten von Öko-Tourismus
- …
Doch mal ehrlich: Aus einem Wohlfahrtsgedanken lassen sich diese Initiativen wohl kaum ableiten. Der Branche geht es schließlich nur dann gut, wenn die Kunden für reichlich Umsatz sorgen. Die Zeche für etwaig entstehende zusätzliche Kosten wird letzten Endes dann eh wieder auf die Kunden umgelegt. Die Tourismus-Branche freut sich über weiter steigende Umsätze und Gewinne und die Kunden haben ein reines Gewissen. Eine klassische Win-Win-Situation?
Nicht ganz, denn einen wirklich nachhaltigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel tragen die Projekte nicht bei. Aber wenn Öko-PR im Sinne des Greenwashing nötig ist, dann ist dies der Branche eben gerade recht. Klimawandel hin und oder her. Vermutlich wird es Reiseveranstaltern & Co. egal sein, denn durch die globale Erwärmung kann man ja in Zukunft neue Reiseziele erschließen, an die vormals nicht zu denken war.
Ich „freue“ mich dann schon mal auf folgende Pauschal-Angebote im Katalog von Reise-Anbieter XY:
- Ballermann in Sibirien
- Baden auf Grönland
- Tauchen mit Haien am Nordkap
Wer kommt mit?
Aber mal ernsthaft: Klimaschutz fängt damit an, dass man beim Reisen mal etwas kürzer tritt. Das wird der Tourismus-Branche sicher nicht gefallen, aber nur vom weniger Fliegen/Fahren werden Treibhausgase eingespart.