Klimawandel und Terrorismus. Szenarien der Bedrohung globaler Sicherheit

Der Klimawandel ist ein globales Problem und erfordert insoweit globale Lösungen. Das apokalyptische Bedrohungsszenario und die globale Dimension teilt der Klimawandel mit einer anderen Zeiterscheinung, dem Terrorismus. Beides verweist zurück auf dem Menschen, auf das von ihm verursachte malum morale, beides wird entsprechend im Rahmen einer neuen politischen Ethik zu lösen versucht und beides droht, als rhetorische Figur im Diskurs um Sicherheit, also um Einschränkungsmöglichkeiten von Freiheit und Freizügigkeit, zu eine Art „Argumentationsjoker“ zu werden, den man immer ziehen kann, wenn es darum geht, unpopuläre Maßnahmen zu rechtfertigen und der alles andere aussticht; zu groß ist die Aufgabe der Befriedung der Welt sowie die, dafür zu sorgen, dass künftige Menschheitsgenerationen nicht nur in Frieden und gesicherter Freiheit leben können, sondern überhaupt überleben.

Ist dies im Zusammenhang mit dem Terrorismus als malum morale schlechthin unstreitig, so bedarf es bei dem in unterschiedlichen Ausprägungen von malum physicum (also etwa Hochwasser, aber auch das Gegenteil: Dürre) sich manifestierenden Klimawandel einer Rechtfertigung für die Zuschreibung menschlicher Schuld aus moralisch relevanten Verfehlungen. Diese wurde und wird durch Studien geleistet, welche die anthropogenen Ursachen der Erderwärmung über den vermehrten CO2-Ausstoß belegen (IPCC 2007).

Terrorismus und Klimawandel weisen aber nicht nur ursächlich, also gewissermaßen hinsichtlich der Schuldfrage, Parallelen auf, sondern es handelt sich insbesondere deswegen um sich parallel entwickelnde Menschheitsprobleme, weil sie die Menschheit hinsichtlich ihrer Folgen existenziell betreffen, und zwar als Fragen globaler Sicherheit. Beim Terrorismus ist das evident, da Sicherheitsinteressen eine Rolle spielen, beim Klimawandel muss man wieder etwas genauer hinschauen.

Dies taten John Podesta und Peter Ogden in ihrem Artikel The Security Implications of Climate Change (2008). Sie kommen darin, nach regional fokussierten Analysen zu Afrika, Südasien und China sowie zur Rolle von UNO, EU und USA, die sie im Rahmen der Klimawandelfolgen geopolitisch in der Pflicht sehen, zu einem differenzierten Urteil: Zwar stünden keine durch Dürren provozierte „Wasser-Kriege“ unmittelbar bevor, wie häufig prognostiziert, aber dennoch sei der Klimawandel eine Frage der Sicherheit, weil sich durch dessen Folgen (also Naturkatastrophen und in weiterer Folge Knappheit und Seuchen) zum einen das Problem des Staatszerfalls in verschärfter Form stelle, was zum Souveränitäts- und damit Sicherheitsvakuum vor Ort führe (die Autoren nennen Ost-Afrika und Nigeria), zum anderen dieses Problem über Flüchtlingsströme nach Europa getragen werde, wo sich im Zuge einer mittelbaren Betroffenheit nicht nur die demographische Situation und die Sozialstruktur ändere, sondern sich gleichfalls die Sicherheitslage verschlechtere; die Autoren verweisen auf die wachsende Gefahr ethnisch und religiös motivierter Konflikte.

Migration, unerheblich ob Kriegs-, Wirtschafts- oder Umwelt-Migration betrifft Drittstaaten und stellt einen „Angriff“ dar, ähnlich wie dies bei Terroranschlägen und – klassischerweise – beim Krieg der Fall ist, einen „Angriff“ der „Selbstverteidigung“ völkerrechtlicht erlaubt. Dieser Zusammenhang soll nicht deshalb völkerrechtsdogmatisch exponiert werden, um militärische Grenzsicherungen zu begründen, sondern um zu zeigen, dass es möglich ist, auf der Grundlage von Kapitel VII der UN-Charta einzuschreiten, wenn in einem Staat Menschenrechte verletzt werden und dies eben nicht unter dem Schutz der Souveränitätsgarantie als „innere Angelegenheit“ durchgehen soll.

Dazu führt der Völkerrechtler Doehring aus, dass Menschenrechtsverletzungen in Staat A i. d. R. Flüchtlingsströme von Staat A nach Staat B auslösen. Deshalb ist durch die Menschenrechtsverletzungen ein anderer Staat (nämlich B) negativ betroffen, was wie ein „Angriff“ des Staates A auf den Staat B zu werten sei. Gleiches gilt für Bürgerkriege, die ebenfalls zunächst „innere Angelegenheiten“ sind, solange nicht andere Staaten beeinträchtigt werden, was jedoch auch in diesen Fällen regelmäßig durch die Flüchtlinge der Fall ist. Insoweit kann auch der Bürgerkrieg als „Angriffskrieg“ gewertet werden und die UNO darf nach Maßgabe von Kapitel VII der Charta Zwangsmaßnahmen ergreifen (Doehring 2004: 202 f.). Gleiches gilt eben auch für die Migration, die im Zuge des Klimawandels zu erwarten ist.

Podesta / Ogden scheinen der Meinung zu sein, dass in der Sicherheitsfrage zwar de jure die VN zuständig, de facto aber die USA (und ihr Militärapparat) gefordert sind, weil sie den Betroffenen als erster Ansprechpartner gelten: „Although some of the emergencies created or worsened by climate change may ultimately be managed by the UN, nations will look to the United States as a first responder in the immediate aftermath of a major natural disaster or humanitarian emergency.“ (2008: 132). Interessant ist dabei die Tatsache (und sie offenbart eine gewisse Ironie), dass die USA, die präventiv kaum engagiert sind, reaktiv in die Pflicht genommen werden und dass sich zudem die Bush-Doktrin des Anti-Terror-Kriegs („If the UN will not act, the U.S. will.“) als normative Forderung im Rahmen der Klimawandel-Problematik positiv wenden lässt: „Wenn die VN nicht können, dann sollen die USA.“

Bibliographie:

Doehring, Karl (2004): Völkerrecht. Heidelberg.

IPCC (2007): Climate Change 2007 – Impacts, Adaptation and Vulnerability: Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. https://www.ipcc.ch/ipccreports/ar4-wg2.htm, letzter Zugriff: 7.6.2008.

Podesta, John / Ogden, Peter (2008): „The Security Implications of Climate Change“. In: The Washington Quarterly, 31, 1, 115-138.

Zum Autor:

Josef Bordat, Dr. phil., Dipl.-Ing., M.A. – Mitglied des Katastrophennetzwerks „KatNet – Netzwerk zwischen Forschung und Praxis“ mit dem Arbeitsschwerpunkt „Philosophische und theologische Aspekte der Katastrophenthematik (naturphilosophische Deutungen, ethische Implikationen, moraltheologische Rezeption, Theodizeefrage) unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels“. Veröffentlichung: „Ethik in Zeiten des Klimawandels“. In: Voss, M. (Hrsg.) (2008): Der Klimawandel. Sozialwissenschaftliche Perspektiven. Wiesbaden. (i. V.)

Klimawandel in der Arktis 2008 – Eisfläche der Arktis auf zweitniedrigstem Stand

Jeden Sommer schrumpft die Eisfläche der Arktis aufgrund der milderen Temperaturen. Sobald die Tage wieder kürzer werden, friert mehr Wasser sodass die Eismasse wieder zunimmt.

Die Bilanz dieses Sommers ist ernüchternd. Die Fläche der Arktis ist auf den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenvermessungen im Jahr 1979. Zwar ist die gemessene Fläche der Arktis knapp größer als im Vorjahr (wir berichteten), dennoch kann von einer Besserung der Situation keine Rede sein.

Das Wetterphänomen „La Nina“ hat diesen Sommer weite Teile der Meere deutlich abgekühlt und somit die Eisschmelze etwas entschleunigt. Nach Vermutungen von Forschern wäre die Fläche ohne diese spezielle Situation auf ein neues Rekordniveau geschrumpft.

Temporär waren dieses Jahr sogar Nordost- und Nordwestpassage gleichzeitig eisfrei. Auf Dauer, so sind sich Spezialisten einig, wird der Nordpol im Sommer komplett eisfrei sein. Die nächsten Jahre werden dann weitere Gewissheit bringen.

Kurzfilm zum Thema Globale Erwärmung – Reaktionen im Tierreich

Die portugiesische Naturschutz-Organisation Quercus hat einen technisch hervorragenden Kurzfilm zum Thema Globale Erwärmung produzieren lassen. Unter dem Motto „Se nos desistirmos, eles desistem“ (Wenn wir aufgeben, dann geben sie auch auf) werden drei Tiere mit ihrer Reaktion auf den Klimawandel porträtiert. Wer nah am Wasser gebaut ist, möge sich entsprechend vorbereiten.

Wenn ein Affe, ein Känguruh und ein Eisbär das tun, was man sonst nur Lemmingen zuschreibt, dann ist dies vielleicht als kontrovers zu bezeichnen, rüttelt allerdings auch mit Sicherheit am Gemüt der Zuschauer. Schließlich berührt ein mit menschlichen Gesten ausgestattetes Tier die Menschen oft mehr als wenn man für diesselbe Szene einen Menschen zeigt.

Schöner Kurzfilm und ein Grund zum nachdenken…

World Overshoot Day – Der Raubbau an der Natur 2008 hat begonnen

Am gestrigen Dienstag, 23. September 2008, war es soweit: Der so genannte World Overshoot Day hat stattgefunden. Hinter dieser sprachlichen Konstruktion versteckt sich der Tag im Jahr, in dem die Menge der durch den Menschen verbrauchten Ressourcen dem entspricht, was der Planet Erde pro Jahr durch die Erneuerung von ökologischen Kapazitäten zur Verfügung stellt. Berechnet wird dies durch das Global Footprint Network über den so genannten „ökologischen Fußabdruck“, d.h. dem Bedarf an Ressourcen der Menschheit.

1986 gab es den World Overshoot Day noch gar nicht, ein Jahrzehnt später war es Mitte November soweit, im Jahr 2008 sind wir erstmals im September angekommen. Klar ist: Die Menschheit lebt weit über die Verhältnisse des Planeten und sorgt dadurch für die Zerstörung von Ökoystemen. Durch das wirtschaftliche Wachstum in Industriestaaten wie auch Entwicklungsländern und den damit verbundenen immer weiter erhöhten Ressourcenverbrauch braucht man darüber hinaus kein Prophet sein, um für die nächsten Jahre einen immer früheren Zeitpunkt für den Stichtag des World Overshoot Day vorherzusagen.

Wenn man nun in diese Betrachtung noch einbezieht, dass der Ressourcenverbrauch der meisten Menschen in Entwicklungsländern weit unterhalb des über die gesamte Menschheit berechneten Mittelwert liegt, kann man das Ungleichgewicht im Umgang mit Ressourcen erahnen, der in den Industrieländern vorherrscht. Ohne einen Kurswechsel hin zu einem nachhaltigen und den Kapazitäten der Ökoysteme angepassten Konsum werden die ökologischen und ökonomischen Grundlagen des Überlebens sukzessive zerstört. Zunächst wird die Natur leiden, dann der Mensch.

Neue Klimawandel Studie – CO2 Ausstoß auf Rekordniveau gestiegen

Eine Hiobsbotschaft für alle Klimaschützer durchzieht die weltweiten Medien: Der Klimawandel soll trotz aller Bemühungen für den Klimaschutz unaufhaltbar voranschreiten. Der weltweite CO2-Ausstoß ist im vergangenen Jahr weiter angestiegen.

Wissenschaftler des weltweit forschenden „Global Carbon Projects“ (GCP) berichten, dass der CO2-Ausstoß seit Jahrtausendwende vier Mal schneller gestiegen ist als im Jahrzehnt davor. Damit liegt die Zuwachsrate weit über den negativsten Szenarien des Weltklimarats IPCC.

Die kürzlich veröffentlichte Studie wurde von einem achtköpfigen Forscherteam angefertigt und basiert auf Daten der Uno und des Erdölkonzerns BP. Kern der Erkentnisse ist, dass die aktuelle CO2 Konzentration die höchste in den vergangenen 650.000 Jahren ist.

Edit: Auf Nachfrage eines Lesers haben wir ein Diagramm beigefügt, das den Temperaturanstieg seit 1860 dem Anstieg derr CO2-Konzentration gegenüberstellt.

co2-vs-temperatur.jpgTemperaturanstieg der Erde in Abhängikeit der CO2-Konzentration.

 

Klimawandel in Europa – Neuer Klimareport der europäischen Umweltagentur

Die europäische Umweltagentur (European Environment Agency, EEA) hat in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsagentur (World Health Organisation, WHO) sowie das Joint Research Centre der EU-Kommission heute einen neuen Klimareport veröffentlicht, der die aktuell beobachtbare und zukünftige Folgen des Klimawandels in Europa beleuchtet. Gemäß dem Report mit dem Titel „Impacts of Europe’s changing climate – 2008 indicator-based assessment“ muss man sich in Europa auf folgende Szenarien durch den Klimawandel einstellen:

  • Steigende Temperaturen
  • Anstieg des Meeresspiegels
  • Regionsabhängige Veränderungen des Niederschlagsaufkommens
  • Häufigere und in der Intensität schwerwiegendere Extremwetterszenarien
  • Abschmelzen von Gletschern und Eiskappen
  • Verlust an Biodiversifizität
  • Verschiebung von Vegetationszonen nach Norden

Dabei ist festzustellen, dass sich die Folgen des Klimawandels je nach Klimazone sehr unterschiedlich präsentieren. Am stärksten betroffen sind Bergregionen, der Mittelmeerraum, arktische Regionen sowie die Küsten. Da der Klimawandel durch ein Entgegensteuern bei der Emission von Treibhausgasen nur noch bedingt zu stoppen ist, werden Anpassungsstrategien vorgeschlagen, um insbesondere die ökonomischen Folgen zu reduzieren. Hierbei ist national motiviertes Denken fehl am Platz, da sich Natur und Klimawandel nicht an Landesgrenzen orientieren.

Jacqueline McGlade, geschäftsführende Direktorin der EEA:

This report makes strikingly clear that many regions and sectors across Europe are vulnerable to climate change impacts. Implementation of adaptation actions has only just started. We need to intensify such actions and improve information exchange on data, effectiveness and costs

Mehr zum Thema (auf englisch) inklusive den wichtigsten Schlussfolgerungen des Reports: Klimareport der Europäischen Umweltagentur

Finanzkrise vs. Klimakrise – Rettung der Banken ja, Rettung der Erde nein

Die globale Finanzkrise hat es geschafft, nun endlich auch mit voller Wucht in Deutschland anzukommen. Binnen weniger Wochen wurden Rettungspakete für kriselnde Banken und andere Finanzdienstleister geschnürt, deren offene Rechnungen letzten Endes der Steuerzahler zu berappen hat. Prompt wird die große Koalition für ihre Handlungsfähigkeit gelobt und so ganz nebenbei die Unterstützung eines äußerst fragwürdigen Systems von privatisierten Gewinnen und verstaatlichten Verlusten in den Hintergrund geschoben. Jenseits der nationalen Grenzen ähneln sich die Bilder, sodass auch vormals undenkbare global konzertierte Hauruck-Rettungsaktionen ermöglicht wurden.

An anderen weltweiten Krisenherden bleiben solch global orientierte Vorgehensweise vorerst Utopie. Wenngleich die Klimakrise ungleich mehr ökologische wie ökonomische Schäden verursachen wird (bzw. bereits verursachtet) als die aktuelle Finanzkrise, wird weiter direkt in Richtung des Zusammenbruchs der Ökosysteme gelebt.

Einen sehr empfehlenswerten Bericht hierzu liefert Alex Rühle auf den Seiten der Süddeutschen Zeitung: Warum retten wir nicht unsere Erde?

2 Lesermeinungen

Christian meint:

Es wird eben erst dann etwas geschehen, wenn die ersten Auswirkungen auch in Europa und den USA spürbar sind. Dass man jetzt noch viel mehr tun und schlimmeres verhindern könnte, interessiert leider nicht. Auch die gegenwärtige „Subprime“-Krise auf dem Bankenmarkt hätte man schon vor Jahren Stück für Stück auffangen können – aber solange es keine Konsequenzen gab und sich noch gut Geld verdienen ließ, wurde weitergemacht. Ähnlich sieht es auch mit unserem Ökosystem aus – von daher sehe ich zwischen Bankenkrise und Klimakrise eher Parallelen als Unterschiede…

jens meint:

Stimme mit dem o.g. überein.Solange es uns allen noch „gut geht“. Jeder denkt in erster Linie nur an sich und versucht, seinen derzeitigen Lebensstandard zu halten
und zu verteidigen.Diese Einstellung wird uns jedoch allen zum Verhängnis werden(wie die 3 Affen – nichts hören, nichts sehen, nichts sagen). Ich würde gerne etwas in Sachen Tier-und Umweltschutz unternehmen, weiss jedoch nicht an wen oder was ich mich wenden muss(vielleicht auch ein bisschen Bequemlichkeit dabei!). Unser Planet ist so einzigartig und schön und wir treten ihn mit Füssen. Es muss endlich etwas geschehen.
Diejenigen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen, und uns ihre Vorstellungen versuchen aufzuzwingen, haben mit Klimaschutz und der Rettung des Ökosystems herzlich wenig am Hut. Sie versuchen vielmehr eine vielleicht sogar gesteuerte Finanzkrise, deren Folge noch gar nicht absehbar sind,zu ihren Vorteilen auszunutzen,
und ihre Macht und Einfluss mehr und mehr auszubauen( „New World Order“).Da diese hochgestellten Persönlichkeiten ja scheinbar
kein Interesse an der Rettung unseres Planeten haben, muss man selbst aktiv werden.
Vielleicht hat jemand eine Idee, inwieweit man sich bei dieser Aufgabe einsetzen bzw. nützlich machen kann.

Living Planet Report 2008 – WWF Studie warnt vor globalem Raubbau

Der Living Planet Report des WWF wird alle zwei Jahre verüffentlicht und gilt als eine der bedeutendsten Studien über den Zustand unserer Erde. Seit der letzten Veröffentlichung im Jahr 2006 hat sich das Ergebnis dramatisch verschlechtert. Nach den Ergebnissen der Studie bräuchte die Menschheit bei gleichbleibendem Verbrauch der natürlichen Ressourcen bis zum Jahr 2035 zwei Erden, um den Bedarf der Menschheit an Nahrung, Energie und Fläche zu decken. Demzufolge hat sich der Zustand unseres Planeten verglichen mit den Ergebnissen des letzten Reports 2006 drastisch verschlechtert.

Hauptgründe dafür sind vor allem weiter ansteigender Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung, Überfischung der Weltmeere, Abholzung von Waldflächen und der Klimawandel.

Die Konsequenzen sind verheerend:

  • Zerstörung von Ökosystemen zu Land, zu Wasser und in der Luft
  • Aussterben von Tierarten
  • zunehmender Wassermangel
  • Nahrungsmittel- und Ressourcenverknappung
  • Zunahme von Naturkatastrophen

Experten des WWF warnen vor einer globalen ökologischen und ökonimischen Krise, welche früher oder später das Wohlergehen und die Entwicklung ganzer Nationen beeinträchtigen wird.

Dem Bericht liegen zwei Parameter zugrunde, die die Veränderungen der weltweiten Biodiversität und des menschlichen Konsums untersuchen: Während der „Living Planet Index“ ähnlich einem Aktienkurs den Zustand der Ökosysteme unserer Erde widerspiegelt, zeigt der „Ökologische Fußabdruck“ den Umfang der Beanspruchung dieser Systeme durch den Menschen an. Der „Living Planet Index“ der globalen Biodiversität wird an den Beständen von 1.686 Wirbeltierarten in aller Welt gemessen. Er hat sich in den letzten 35 Jahren um fast ein Drittel verschlechtert. Während die Abnahme in manchen gemäßigten Zonen ein Ende gefunden hat, zeigt der gesamte Index weiterhin einen rasanten Absturz.
Bezüglich des „Fußabdrucks“ stellt der Report fest, dass die Menschheit die weltweiten Ressourcen immer schneller aufbraucht, als sie erneuert werden können. Geht die Entwicklung weiter wie bisher, würden im Jahr 2035 rechnerisch zwei Planeten benötigt, um die Bedürfnisse der Menschheit zu befriedigen. Der Report 2006 hatte dafür noch mit einem Zeitraum bis zum Jahr 2050 gerechnet.„Wir übersteigen mit unserem Konsum die vorhandenen Möglichkeiten um ein Drittel“, so Christoph Heinrich. „Wir nehmen ökologische Schulden auf, indem wir uns über die Grenzen hinwegsetzen. Dadurch untergraben wir die Stabilität der Lebensräume und gefährden letztendlich unser eigenes Wohlergehen. Denn jede Schuld muss irgendwann mit Zinsen zurückgezahlt werden – auch bei der Natur“.

Quelle: WWF

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland in der Rangliste der „größten ökologischen Fußabdrücke“ den 30. Platz und liegt damit deutlich über dem globalen Mittelwert. Die Tatsache, dass Nationen wie beispielsweise Großbritannien, Frankreich oder Österreich eine schlechtere ökologische Bilanz haben, tröstet nur wenig.

Die komplete Studie WWF Living Planet Report 2008 finden Interessierte in deutscher Übersetzung hinter folgendem Link.

Ansteigender Meeresspiegel – Malediven sparen für neue Heimat

Laut aktuellen Berechnungen von Uno-Klimaexperten wird der Meeresspiegel in den nächsten 90 Jahren um bis zu 60 Zentimeter ansteigen. Grund ist das Abschmelzen der Eismassen in den Polarregionen verursacht durch den Klimawandel.

Diese besorgniserregende Situation lässt vor allem die kleinen Inselstaaten aufhorchen. Nachdem mehrere Inselstaaten bereits vergangenes Jahr die mangelnde Einsatzbereitschaft der Weltgemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel kritisierten (wir berichteten), geht die Angelegenheit in die nächste Runde. Der frisch gewählte Präsident des Inselstaates der Malediven hat sich zu Plänen zur Umsiedlung der gesamten Nation geäußert.

Die Inseln der Malediven erheben sich an den höchsten Stellen nur wenige Meter aus dem Meer. Selbst ein geringer Anstieg des Meeresspiegels hätte so fatale Folgen.

Machtlos gegenüber der globalen Klimaproblematik wurde ein erster Notfallplan bekannt: Dem Malidivischen Präsidenten Mohammed Nasheed zufolge sollen in kommenden Jahren Anteile der Einnahmen aus dem Tourismus zum Erwerb einer Ersatzheimat angespart werden.

Die Destination des Exodus steht noch nicht fest. Dabei wird es sicherlich kein leichtes Unterfangen, 385 000 Einwohner in einem fremden Land unterzubringen. Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Konsequenzen – der Großteil der Landesbevölkerung lebt von Tourismus und Fischfang.

Bilanz Naturkatastrophen & Klimawandel 2008: Kosten / Finanzielle Auswirkungen & Opferzahlen

220.000 Tote und Sachschäden in Höhe von 200 Mrd. US-Dollar machen das abgelaufene Jahr 2008 zu einem der schlimmsten Katastrophenjahre der Geschichte. Wie die Münchener Rück mitteilte, habe es nur 2005 (Folgen des Tsunami in Südostasien; Hurrikan „Katrina“ in den USA) sowie 1995 (Erdbeben in Kobe, Japan) eine höhere Schadenssumme gegeben. Besonders der Sturm „Nargis“ in Birma, bei dem mehr als 135.000 Menschen ums Leben kamen, und das Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan, das einen Schaden von 85 Mrd. US-Dollar anrichtete, werden als Katastrophen des Jahres 2008 in trauriger Erinnerung bleiben. Deutlich wird, dass bei Naturkatastrophen in Entwicklungsländern insbesondere Menschen zu Schaden kommen, während in den Industrienationen vor allem Sachgüter betroffen sind. Insgesamt ergibt sich aus der Bilanz auch eine sehr ungleiche globale Verteilung von Naturkatastrophen: Menschen in ärmeren Weltregionen sind häufiger und stärker betroffen als Menschen in wohlhabenderen Gegenden der Erde. Die besondere Stärke der Betroffenheit hängt mit den nur in sehr geringem Maße getroffenen Vorsorge- und Abwehrmaßnahmen zusammen, deren Finanzierung, etwa im Rahmen von Bauprojekten, oft nicht möglich ist, die erhöhte Häufigkeit hat geologische, meteorologische und klimatische Ursachen.

Die für Naturkatastrophen immer häufiger ursächlichen Wetterextreme stellt die Münchener Rück unterdessen in einen Zusammenhang mit den globalen klimatischen Veränderungen. Der Klimawandel trage mit großer Wahrscheinlichkeit dazu bei, den beobachteten Trend zu mehr Schadensereignissen und höheren Schadenssummen zu beschleunigen, so Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied der weltweit größten Rückversicherung. Daher dürfe die Wirtschaftskrise nicht dazu führen, den Klimaschutz aus den Augen zu verlieren. Die Münchener Rück, bei der sich Versicherungsgesellschaften ihrerseits versichern können, berücksichtigt im Rahmen ihrer Risikoanalyse zu den von ihr angebotenen Rückversicherungsmodellen seit einigen Jahren den Klimawandel als bedeutenden Faktor.

Zum Autor:

Josef Bordat, Dr. phil., Dipl.-Ing., M.A. – Mitglied des Katastrophennetzwerks „KatNet – Netzwerk zwischen Forschung und Praxis“ mit dem Arbeitsschwerpunkt „Philosophische und theologische Aspekte der Katastrophenthematik (naturphilosophische Deutungen, ethische Implikationen, moraltheologische Rezeption, Theodizeefrage) unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels“. Veröffentlichung: „Ethik in Zeiten des Klimawandels“. In: Voss, M. (Hrsg.) (2008): Der Klimawandel. Sozialwissenschaftliche Perspektiven. Wiesbaden. (i. V.)