Andauernde Schneefälle, Schneeverwehungen und Minusgrade bis in den zweistelligen Bereich – der Winter hat Deutschland weiter fest im Griff. Aber gerade dieses extreme Wetter zeigt: Der Klimawandel ist real. Genau so, wie das Hochwasser im Sommer, ist auch der schneereichste Dezember seit 50 Jahren in Deutschland ein Beleg für den Klimawandel. Die Winterextreme passen sich nun eben auch den Sommerextremen an. Ungeachtet der Minusgrade nehmen viele Deutsche die Erderwärmung wahr und meistens auch ernst.
Schneereicher Winter und Kälteschock
Es ist einer der schneereichsten Winter und kalt ist er auch noch. Zum Wochenanfang verkündeten einige Medien schockierende Tiefstwerte von 20, sogar 30 Grad unter Null. Besonders in den östlichen Bundesländern neigen die Temperaturen dazu unter die Minusgrenze zu fallen. So verwundert es auch nicht, dass die Nacht am 29. Dezember 2010 im sächsischen Dippoldiswalde am Erzgebirge frostige -22,2 Grad betrug. Und so mancher „Klimaskeptiker“ wurde dadurch munter.
Das subjektive Empfinden kann aber auch trügen.
Das Empfinden kalter Winter sei zum einen der Tatsache geschuldet, dass die vergangenen Winter eher zu mild gewesen und zum anderen ein regionales Phänomen seien. In Europa erleben wir dann besonders kalte Winter, wenn arktische Kaltluft einfließt. Das Abschmelzen der Eisfläche in der Barents-Kara-See nördlich von Skandinavien begünstige eine Luftströmung, die verhältnismäßig kalte Luft nach Europa bringe.
Auch angesehene Klimaforscher verweisen darauf, dass zumindest der vergangene Winter keineswegs so kalt gewesen sei, wie er von vielen subjektiv empfunden wurde. Der Winter 2009/2010 fällt dabei nicht einmal unter die 20 kältesten Winter insgesamt, und allein in den 80er Jahren gab es drei, die kälter waren. Wir Deutschen haben uns an eine ganze Serie sehr warmer Winter gewöhnt und wundern uns dann, wenn es mal wieder einen richtig eisigen Winter gibt. So war der Winter 2006/2007 in Potsdam mit einer Durchschnittstemperatur von 4,6 Grad der wärmste seit 1893, dem Beginn der Aufzeichnungen.
Winterextreme passen zu den beobachteten Sommerextremen.
So geht das Jahr 2010 als das wärmstes seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ein im 19. Jahrhundert ein. Nach den sommerlichen Rekordtemperaturen Mitte des Jahre, als jeder geschwitzt und gestöhnt hat, schließt ein frostiger Winter das Rekordjahr 2010 ab. Auch der starke Schneefall in den letzten Tagen und Wochen hängt mit dem Sommerwetter zusammen. Da sich die Meere durch die hohen Temperaturen in den Sommermonaten tendenziell erwärmt haben, ist dadurch auch mehr Wasser verdunstet. Dann wiederum enthält die Luft mehr Feuchtigkeit, die sich abregnet oder wenn es eben kalt genug ist, abschneit. Auf lange Sicht ist jedoch mit eher milderen Wintern zu rechnen. Wegen der Veränderung der Luftströmung in der Arktis wird es immer wieder auch Winter geben, die kälter als der Durchschnitt sind. In Zukunft wird sich jedoch auch die polare Kaltluft wegen des Treibhauseffektes erwärmen.