Klimawandel Tipping Points: Forscher identifizieren neun kritische Klima Krisenzonen der Zukunft

Im Jahre 2000 erschien das Buch „Tipping Point – Wie kleine Dinge Großes bewirken können“ von Malcolm Gladwell und machte den Begriff Tipping Point populär. Das in dem Buch beschriebene Phänomen, dass kleine Dinge riesige Folgen haben können – bekommt nun auch im Zuge des Klimawandels eine neue Bedeutung.

Die als Tipping Points bezeichneten kritischen Stellen auf der Welt, an denen das Klima schlagartig umschlagen könnte, wurden nun erstmals von einem Forscherteam benannt. An diesen kristischen Stellen unserer Erde sollen schon winzige Veränderungen ausreichen, um global einen unabsehbaren, unumkehrbaren Klimawandel auszulösen.

Insgesamt wurden neben den „üblichen Verdächtigen“ wie das Arktis- und das Grönlandeis, sowie den Amazonaswäldern auch sechs weitere Problemzonen unseres globalen Klimasystems identifiziert.

  1. Meereis der Arktis
  2. Grönländisches Eisschild
  3. Borealwälder im Norden der Erde
  4. Regenwald im Amazonas
  5. Wüste Sahara
  6. Trockene Sahelzone
  7. Klimaphänom El Nino
  8. Indischer Sommer Monsun
  9. Wasserkreislauf im Atlantik

Zusammengetragen wurden die neun akuten Tipping Points unseres Weltklimas von Klimaforschern aus Potsdam und Großbritannien. Dieses Team wertete die Ergebnisse eines Workshops mit weltweit führenden Klimaforschern, eine groß angelegte Befragung von 52 Experten sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema aus und leiteten so ihre Hypothesen ab.

Stellt sich letztlich die Frage, ob wir den „Point of no return“ schon erreicht haben, oder ob wir tatsächlich noch eine Chance in der Bekämpfung der globalen Erwärmung haben.

Klimawandel stoppen – Regenwald retten heißt Klima retten

Der Aufruf zum Schutz des Regenwalds ist nicht neu. Bereits vor über 20 Jahren haben Umweltschützer auf die stattfindende Zerstörung der Regenwälder und Lebensräume unzähliger Arten hingewiesen. Seitdem ist wenig passiert. Im Gegenteil, mittlerweile werden weltweit jede Minute 60 Hektar Wald abgeholzt, zehn Hektar mehr als damals. Die entstehenden Gebiete werden dann für Landwirtschaft, vor allem für Soja-Anbau, und Viehzucht genutzt.

Der Regenwald ist nicht nur ein einzigartiger Lebensraum für viele Lebewesen, sondern gilt auch als die „Lunge der Welt“ – die Klima-Regulierende und CO2-absorbierende Wirkung des Regenwalds ist nicht zu unterschätzen.

Durch die stattfindende Brandrodung der Wälder schrumpft nicht nur dieses CO2-Absorbtions-Potential. Die Verbrennung der Vegetation setzt auch Unmengen an Kohlendioxid frei. Nach Expertenmeinung fallen 20 Prozent aller von Menschen verursachten CO2-Emissionen auf die Brandrodung der (Ur)wälder zurück.

Aufhalten lasse sich die bedrohliche Situation nur innerhalb der nächsten zehn Jahre, so Roman Paul Czebiniak, Experte von Greenpeace International.

Ernste Maßnahmen gegen die fortschreitende Entwaldung im Amazonas-Gebiet hat die Regierung Brasiliens kürzlich angekündigt. Demnach sollen stärkere Kontrollen und empfindlichere Strafen die Säge bzw. das Feuer stoppen. Ob sich das System bewährt, wird sich zeigen. Sollte aber die Handlung der anderen betroffenen Länder in Südamerika, Afrika und Asien unterbleiben, hätten wir nur den berühmten Topfen auf den heißen Stein.

Das Team von Klimawandel Global bietet Ihnen nachfolgend zwei Links zu Non-Profit-Organisationen, welche sich dem Schutz des Regenwaldes verschrieben haben. Wer spenden will, findet dort alle notwendigen Informationen:

Klimakiller Papier – Regenwald Zerstörung zur billigen Gewinnung von Zellstoff

Gemäß einer am 27.02.2008 veröffentlichten Studie des World Wildlife Fund (WWF) unter dem Titel „Deforestation, Forest Degradation, Biodiversity Loss and CO2 Emissions in Riau, Sumatra, Indonesia“ wird in der Provinz Riau auf der indonesischen Insel Sumatra die Zerstörung des Regenwaldes wie nirgendwo sonst auf der Welt vorangetrieben. Nicht nur die oft erwähnte Gewinnung von Agrarflächen zur Gewinnung von Palmöl, sondern auch die billige Gewinnung von Zellstoff zählt zu den Haupttreibern dieser Entwicklung.

Mit der Zerstörung der Ökosysteme wird auch in Kauf genommen, den Lebensraum von zahlreichen Tierarten zu vernichten. „Prominenteste“ Opfer dieser Entwicklung sind Tiger und Elefanten, deren Populationen im letzten Vierteljahrhundert dramatisch zurückging.

Wie die Studie zeigt, wurden innerhalb der letzten 25 Jahre allein in der Provinz Riau rund 4,2 Millionen Hektar und somit 65 Prozent der ursprünglichen Wälder vernichtet. Im gleichen Zeitraum schrumpfte die dortige Elefantenpopulation um 85 Prozent auf nur noch 210 Tiere. Der Tigerbestand ging um 70 Prozent auf 192 Tiere zurück.Die Hauptschuld für die Umweltzerstörung im großen Stil gibt der WWF den beiden international tätigen Papierkonzernen APP und APRIL.


Quelle: WWF.de

 

Eine graphische Illustration des Ausmaßes der Zerstörung zeigt die folgende aus der WWF-Studie entnommene Abbildung der Provinz Riau (ca. ein Viertel der Fläche der Bundesrepublik Deutschland):

Die grünen Flächen sind (noch) bestehende Regenwälder, die roten und orangenen Flächen markieren die in den letzten 25 Jahren zerstörten Waldgebiete und illustrieren die dramatischen Entwicklungen sehr deutlich.

Wer in Zukunft seine morgendliche Zeitung aus Papier aufschlägt, sollte deshalb nicht automatisch ein schlechtes Gewissen haben. Dennoch gilt es, ein Bewusstsein für den Raubbau an der Natur zu entwickeln und Organisationen wie den WWF zu unterstützen. Ein Beitrag zum Umweltschutz ist auch ein Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel.

Abrodung des Regenwaldes für Palmöl und deren Konsequenzen

Palmöl ist ein weitverbreiteter Bestandteil einer Vielzahl anderer Produkte. Besonders in Kosmetika, aber auch in Lebensmitteln. Dort wird es jedoch als Pflanzenfett deklariert. Es wird davon ausgegangen, dass 90% des hergestellten Palmöls in Lebensmittel Verwendung findet. Weitere 5% werden in Biotreibstoffen verwendet. Diese Zahlen belegen deutlich, dass die weit verbreitete Meinung, Biotriebstoffe würden einen größeren Anteil an der Abholzung tragen, oftmals falsch ausgelegt wird. Vielmehr sind es die alltäglichen Dinge des Lebens, die verzehrt werden, die wirklich einen Löwenanteil ausmachen, was die drastisch gestiegene Nachfrage für Kraftstoffe dennoch nicht mindert.

Diese scheinbar hochgegriffene Zahl bedeutet jedoch nicht, dass Palmöl in den Produkten direkt verwendet wird. Meist sind es die niedrigeren Wertschöpfungsstufen, in denen es zum Einsatz kommt. Aber dennoch fließt es so in die Produktionskette ein und hat damit wiederum Auswirkungen auf die Abrodung neuer Regenwaldflächen. Vor allem die Nebenprodukte, die bei der Herstellung des Pflanzenfettes erzeugt werden, wie Palmölschrot, landen als Billigfutter und als Tiermehlersatz im Tierfutter. Zwar gibt es eine sogenannte Weiße Liste und die EU hat mit dem Bio-Siegel einen kleinen Schritt zur scheinbaren Rettung des Regenwaldes getan, doch hier müssen auch die Hintergründe genauer durchleuchtet werden.

Das EU-Bio-Siegel ist nach wie vor kein wirklicher Garant dafür, dass keine Abrodung des Regenwaldes stattfindet. Einige Anbieter in der Palmölindustrie schließen jedoch nur die Rodung von Primärurwald aus, während wieder andere eine generelle Abholzung garantieren. Dennoch spricht das Siegel dafür, dass die gekauften Produkte nicht auf frisch gerodeten Urwaldflächen angebaut wurden. Auch die Weiße Liste besagt nur, dass für die Herstellung der Produkte kein Palmöl von den genannten Firmen selbst verwendet wird. Dennoch können bei dem der Herstellung der Betriebsstoffe Pflanzenöle zum Einsatz gekommen sein. Dies bedeutet wiederum eine weitere Abrodung großer Flächen an Regenwald, dem langfrisstig und zielgerichtet nur durch ein gesamtes Umdenken entgegengewirkt werden kann.